Kurznews: Bad Boll - Migrationsbeauftragte Widmann-Mauz beim Neujahrsempfang der Evangelischen Akademie

Kurznews

Bad Boll - Migrationsbeauftragte Widmann-Mauz beim Neujahrsempfang der Evangelischen Akademie

21.01.2019 13:52 Uhr

Pressemitteilung der Evangelischen Akademie Bad Boll; Martina Waiblinger:

„Integration ist eine Entscheidung!“

Migrationsbeauftragte Widmann-Mauz plädiert beim Neujahrsempfang für
Vielfalt und Zusammenhalt

Bad Boll. „Vielfalt macht unser Land stark.“ Davon zeigte sich
Staatsministerin Annette Widmann-Mauz beim Neujahrsempfang der
Evangelischen Akademie in Bad Boll am 20. Januar 2019 überzeugt.
Entsprechend hatte sie ihren Festvortrag unter die Überschrift
„Integration ist eine Entscheidung! Ein Plädoyer für Vielfalt und
Zusammenhalt in unserem Land“ gestellt. „Heute leben wir in einem
vielfältigen Deutschland, das Menschen verschiedenster Herkunft ihre
Heimat nennen“, sagte Widmann-Mauz, die seit März 2018 Beauftragte der
Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration ist.

Dass Migration der Normalfall in Deutschland sei, zeige die Geschichte,
sagte sie und erinnerte an die Einwanderung von Hugenotten im 17.
Jahrhundert, an die Ruhr-Polen im 19. Jahrhundert, an die Millionen
Gastarbeiter aus der Türkei und aus Südeuropa, sowie die 4,5 Millionen
Aussiedler und Spät-Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. Seit der
Wiedervereinigung erlebe Deutschland außerdem eine Einwanderung aus den
EU-Staaten mit jährlich rund 900.000 Zuzügen.

„2015 und 2016 kamen in einer Ausnahme-Situation viele Flüchtlinge“,
sagte Widmann-Mauz. 2015 habe es 477.000 Asyl-Anträge gegeben, 2016 dann
746.000. Die Zahlen seien aber stark zurückgegangen. Seit 2017 stellten
deutschlandweit rund 12.000 Menschen im Monat einen Asylantrag. „Die
Einwanderung der vergangenen Jahrzehnte hat das Staatswesen gestärkt.
Wirtschaft, Sozialversicherungen und Gesellschaft haben langfristig
profitiert“, stellte Widmann-Mauz fest.

Von den Problemen, Rückschlägen und Hürden, die es zweifellos gebe,
solle man sich aber nicht aus der Bahn werfen lassen, riet sie und
erinnerte an die Worte des Apostel Paulus. „Einer komme dem anderen mit
Ehrerbietung zuvor. Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid
brennend im Geist, fröhlich in der Hoffnung, geduldig in Trübsal. Übt
Gastfreundschaft. Seid eines Sinnes untereinander. Lasst euch nicht vom
Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit Gutem“, zitierte die
Migrationsbeauftragte aus dem zwölften Kapitel des Römerbriefs.

Diese Verse könnten als Wegweiser für die Ausgestaltung eines guten
Zusammenlebens dienen. Zwar wehe der Vielfalt der Gegenwind wieder
heftiger ins Gesicht. Deswegen solle sich aber niemand entmutigen
lassen. „Eine Demokratie und ein Rechtsstaat müssen Kritik zulassen, sie
müssen Widerspruch nicht nur aushalten, sondern sich mit anderen
Meinungen und Wahrnehmungen aktiv auseinandersetzen“, sagte
Widmann-Mauz. Gleichzeitig räumte sie ein, dass die Politik in den
vergangenen Jahren ein Stück weit versäumt habe, „das Rumoren in Teilen
der Bevölkerung wahrzunehmen, aufzunehmen und zu adressieren.“ Es sei
deshalb das Gebot der Stunde, mit Wort und Tat auf Integration und
Zusammenhalt zu setzen. „Integration ist eine Entscheidung, die nicht
für 19,3 Millionen Menschen mit familiärer Einwanderungsgeschichte
wichtig ist, sondern für alle 82 Millionen im Land.“

Seit 2015 habe sich fast jeder zweite deutsche Bürger aktiv entschieden,
Menschen in Not zu helfen und ihnen das Ankommen zu erleichtern. Gerade
die Kirchen leisteten hier Enormes. „Dafür bin ich zutiefst dankbar“,
sagte Widmann-Mauz und rief dazu auf, optimistisch zu bleiben. „Wir
haben guten Grund dazu, wenn wir konsequent zu der Entscheidung stehen,
dass wertebasierte Vielfalt unser Land stärkt.“ Mit Schwarzmalerei,
Abschottung und dem Einnisten in der eigenen Filter-Blase werde man
sicherlich nicht mehr Zusammenhalt und Integration schaffen.
„Stattdessen sollten wir einander wieder mehr zuhören, andere Meinungen
aushalten, Integrationserfolge und Integrationsdefizite klar benennen
und dann gemeinsam Maßnahmen konkretisieren, damit Integration
nachhaltig gelingt.“

In seiner Begrüßung hatte auch der Direktor der Akademie, Prof. Dr. Jörg
Hübner, von der Notwendigkeit der Zuversicht gesprochen. Die
Diskurslandschaft verändere sich derzeit rasant. „Die Art und Weise, wie
– auch bedingt durch die Sozialen Medien – gegiftet und geschimpft wird,
wie Diskussionen zu hysterischen Aufregungen verkommen, ist unübersehbar
geworden. Das haben wir im vergangenen Jahr auch zu spüren bekommen, als
die Nahost-Tagung anstand“, sagte Hübner.

Die demokratische Kultur setze dem Narzissmus Grenzen und ermögliche,
sich für den anderen zu öffnen und füreinander Mitgefühl und Respekt zu
empfinden. „Hier eignet sich dann Integration“, sagte Hübner und führte
aus, dass die Evangelische Akademie sich seit ihrer Gründung vor 74
Jahren als ein Ort verstehe, an dem genau in diesem Sinne die
demokratische Kultur gefördert und gepflegt werde. „Wir haben den
Anspruch an uns selbst, dass wir in einer Gesellschaft, die sich im
Wandel befindet, etwas bewegen wollen im Sinne eines Mehr an Demokratie,
Zukunftsfähigkeit und sozialem Zusammenhalt.“ Deswegen setze die
Akademie auch unangenehme Themen und lasse sich durch hysterische
Aufregung von diesem Anspruch nicht abbringen. „Sie leistet damit ihren
Beitrag zur Integration der Gesellschaft“, sagte Hübner, der außerdem
den Musikerinnen und Musikern der Ziryab-Akademie dankte, die unter der
Leitung des Gitarristen und Komponisten Zaza Miminoshvili mit ihrer
„Weltmusik“ für die festliche Umrahmung der Veranstaltung sorgten.


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