Kurznews: Göppingen - 180 Teilnehmer bei der „10. Nacht der Architektur“

Kurznews

Göppingen - 180 Teilnehmer bei der „10. Nacht der Architektur“

13.11.2019 11:20 Uhr

Pressemitteilung der Architektenkammergruppe Göppingen; Michael Reisser:

„Nachhaltig ist das neue Normal“

Rund 180 Teilnehmer bei der „10. Nacht der Architektur“ in der Kunsthalle Göppingen / Nachhaltigkeit in Architektur und Städtebau Schwerpunkt der Jubiläumsveranstaltung

Zum zehnten Mal veranstaltete die Architektenkammergruppe Göppingen in diesem Jahr die „Nacht der Architektur“. Zum Jubiläum hatte die Kammergruppe zwei renommierte Referenten eingeladen, die das Thema Nachhaltigkeit in Architektur und Städtebau aus unterschiedlichen Perspektiven in den Mittelpunkt stellten. Vor den Vorträgen sprachen gleich mehrere Vertreter des öffentlichen Lebens zu den 180 Teilnehmern und überbrachten ihre persönlichen Glückwünsche.

Sowohl Oberbürgermeister Guido Till als auch Landrat Edgar Wolff betonten in ihren Grußworten die große Bedeutung der Architektenkammergruppe für die Kommunen etwa beim fachlichen Austausch zwischen Bauverwaltung und Architekten. Der Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, Markus Müller, nahm diesen Faden auf: „Das Engagement der Kammergruppe Göppingen zeigt beispielhaft die Stärke der Selbstorganisation, die eine stabile Partnerschaft zwischen selbstbewussten Kommunen und einer fachlich versierten und verlässlichen Profession geschaffen hat“, so Kammerpräsident Müller in seiner Begrüßung.

Der Vorsitzende der Architektenkammergruppe Göppingen, Christian Gaus, bekannte sich ebenfalls ausdrücklich zum Prinzip der Selbstorganisation der Architekten und Stadtplaner. „Wir dürfen uns aber nicht selbst genügen, in gleicher Weise muss unser Berufsstand seine Themen und Anliegen auch in die Öffentlichkeit tragen“, erklärte Gaus. So beruhe der Erfolg der „Nacht der Architektur“ maßgeblich auf dem Anspruch, ein öffentliches Forum für Diskussionen zwischen Fachleuten und Architekturinteressierten zu schaffen.

„Natürlich haben auch die international bekannten und renommierten Referenten, die wir jedes Jahr nach Göppingen holen konnten, einen großen Anteil am anhaltenden Erfolg unseres überregional bekannten Events“, sagte Christian Gaus rückblickend. Zudem sei die Veranstaltung seit 2010 fest mit der Kunsthalle Göppingen als Veranstaltungsort verbunden. In ihrer Begrüßung bekräftigte die neue Direktorin der Kunsthalle Göppingen, Dr. Melanie Ardjah, die weitere Zusammenarbeit der Kunsthalle mit der Architektenkammergruppe.

Dass das Thema „Nachhaltigkeit“ in Architektur und Städtebau weder technokratisch noch beliebig ist, zeigte im Folgenden eindrucksvoll Dr. Christine Lemaitre von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). „Viele verbinden mit nachhaltiger Architektur begrünte Dächer oder Dämmung mit Hanf, das sind aber völlig falsche Bilder“, stellte Lemaitre klar. Das gesamte Gebäude müsse in den Blick genommen werden. „Welche CO2-Bilanz haben Herstellung und Transport von Baumaterialien, Bauarbeiten, Gebäudebetrieb und am Ende Abriss, Entsorgung und Wiederverwertung?“, reflektierte DGNB-Vorstand Lemaitre.

Erst durch eine Bilanzierung über den gesamten Lebenszyklus werde eine fundierte Bewertung möglich. Nachhaltige Architektur sei die Summe aus Qualität und Zukunftsfähigkeit und müsse sich stets an den konkreten Bedürfnissen der Nutzer orientieren. Abschließend räumte Lemaitre mit einem weiteren Vorurteil auf: „Nachhaltiges Bauen ist aufwendiger, aber in der Gesamtschau nicht teurer“, verwies Lemaitre auf einschlägige Untersuchungen. Gegenteilige Behauptungen sollten vor allem die mangelnde Bereitschaft für neue Lösungen bemänteln. In diesem Sinne nahm sie auch die anwesenden Architekten, Stadtplaner und Politiker in die Pflicht. „Werben Sie für klimaneutrales Bauen und arbeiten Sie gemeinsam und offensiv daran, die Ziele der DGNB-Nachhaltigkeitsdeklaration zu verwirklichen“, forderte DGNB-Vorstand Lemaitre.

Doch was heißt das konkret in der Praxis etwa von großen Sanierungsprojekten? Diese Frage beantwortete im Folgenden der niederländische Architekt Robert Winkel, der mit seinem Rotterdamer Büro Mei Architects and Planners unter anderem alte Industriegebäude und ganze Stadtviertel saniert und neu gestaltet. „Nur wir können es tun, niemand wird uns die Verantwortung abnehmen, gute und nachhaltige Architektur zu bauen“, appellierte Winkel leidenschaftlich an die Berufskollegen und politischen Vertreter im Publikum. Architekt Winkel zeigte unter anderem am Beispiel alter Lagergebäude und Fabrikareale im Rotterdamer Hafen, wie eine Umnutzung für Wohnzwecke gelingen kann.

„Flexibilität in der Nutzung und die Etablierung echter Nachbarschaft sind Garanten, dass ein Gebäude und ganze Wohnquartiere lange und gerne genutzt werden“, erläuterte Robert Winkel seine Grundsätze in der Planung. Hinzu käme eine verlässliche Infrastruktur etwa für Kinderbetreuung oder Einkaufsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs. Wenn die späteren Nutzer diese konkreten Vorteile eines sanierten Gebäudes erkennen, seien sie sogar bereit, einen etwas höheren Kaufpreis zu bezahlen. Dies gelte in der Konsequenz auch für die Klimabilanz. „Ein Gebäude, das effizient saniert wird, die Bedürfnisse seiner Nutzer abbildet und echte Nachbarschaft stiftet, ist immer nachhaltiger als ein Neubau“, fasste Robert Winkel seine Erfahrungen zusammen.

Fragen beantwortet:
Christian Gaus, Dipl.-Ing. (FH), Freier Architekt,
Vorsitzender der Architektenkammergruppe Göppingen
christian.gaus@gaus-architekten.de, Telefon 07161 40231-0
www.akbw.de/wir-ueber-uns/kammerbezirke/stuttgart/kammergruppen/goeppingen.html

Hintergrund-Info zur Göppinger „Nacht der Architektur“
Die „Nacht der Architektur“ ist eine Initiative der Architektenkammergruppe Göppingen. Die Veranstaltung findet seit 2010 jährlich statt und hat sich in dieser Zeit zu einer bedeutenden, weit über die Region hinaus bekannten Veranstaltung entwickelt. Neben Fachleuten aus Architektur, Innenarchitektur sowie Stadt- und Landschaftsplanung gehören auch Architekturinteressierte aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Kultur zu den Teilnehmern. Die Veranstaltung ist sowohl Fachveranstaltung als auch öffentliches Forum für Diskussionen und Gespräche über Architektur und Baukultur. Den Veranstaltern ist es zudem regelmäßig gelungen, renommierte und international bekannte Architekten als Gastredner zu gewinnen. Dazu gehörten neben den beiden diesjährigen Keynote-Speakern:

– 2010 Premiere der „Nacht der Architektur“
– 2011 Titus Bernhard – Titus Bernhard Architekten, Augsburg
– 2012 Ulrich Aspetsberger – caramel architekten zt gmbh, Wien
– 2013 Prof. Volkwin Marg – gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg
– 2014 Prof. Meinrad Morger – Morger Partner Architekten AG, Basel
– 2015 Prof. Jacob van Rijs – MVRDV, Rotterdam
– 2016 Prof. Dietmar Eberle – baumschlager eberle, Lustnau
– 2017 Prof. Johannes Kister – kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH, Köln u.a.
– 2018: Thomas Willemeit – GRAFT / GRAFT Brandlab / Solarkiosk AG / Heimat2, Berlin

(Foto: Architektenkammergruppe Göppingen)


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