Kurznews: Göppingen - Erste Notfall-EVAR in Göppingen durchgeführt

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Göppingen - Erste Notfall-EVAR in Göppingen durchgeführt

28.05.2020 10:05 Uhr

An den ALB FILS KLINIKEN wurde erstmals ein geplatztes Bauchaortenaneurysma minimalinvasiv operiert:

Mitte Mai wurde bei einem Patienten, der notfallmäßig an die Klinik am Eichert eingeliefert worden war, ein rupturiertes Bauchaortenaneurysma operativ versorgt. Der nächtliche, lebensrettende Eingriff erfolgte minimalinvasiv, als Notall-EVAR (Endovasculäre Aneurysmaversorgung). „Dieser Eingriff war eine Premiere, denn es war die allererste Notfall-EVAR, die im Landkreis Göppingen durchgeführt wurde“, sagt Dr. Ingo Hüttner, der Medizinische Geschäftsführer der ALB FILS KLINIKEN.

Möglich wurde diese Premiere durch eine organisatorische Neuerung, die der neue Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, Dr. Marc Weigand, schon kurz nach seinem Start in der Klinik am Eichert angeregt hatte. „Endovasculäre Eingriffe sind heute der Standard bei der Behandlung eines Aneurysmas. Es sind in der Regel elektive Eingriffe, die gut geplant werden und bei denen individualisierte Prothesen zum Einsatz kommen, die optimal zu den anatomischen Gegebenheiten des jeweiligen Patienten passen“, so der Chefarzt. Was aber tun, wenn das Aneurysma schon geplatzt ist und keine Prothese mehr speziell angepasst werden kann? „Um auch eine Notfall-EVAR durchführen zu können, muss eine Klinik einen großen Fundus an Prothesen vorhalten“, sagt Dr. Weigand.

Das von ihm angeregte Prothesenlager wurde in der Klinik am Eichert im Januar eingerichtet. Es enthält eine Auswahl an Prothesen, die so zusammengestellt ist, dass damit alle anatomischen Besonderheiten und Eventualitäten abgedeckt werden können. Zur Verfügung gestellt wird das Prothesenlager von der Herstellerfirma. „Dafür muss allerdings eine besondere Expertise vorhanden sein, denn der Wert eines solchen Prothesenlagers entspricht dem eines Mittelklassewagens“, betont Dr. Hüttner und ergänzt: „Wir sind sehr froh, mit Dr. Weigand eben diese Expertise nach Göppingen geholt zu haben.“ Rund 50 Aorteneingriffe werden derzeit jährlich in Göppingen durchgeführt, in der Regel interdisziplinär von Gefäßchirurgen und interventionellen Radiologen. Dr. Weigand möchte diese Zahl ausbauen, das Prothesenlager soll dabei helfen. „Zwischen Stuttgart und Ulm sind wir die einzigen, die über ein solches Prothesenlager verfügen und damit die minimalinvasive Notfallversorgung geplatzter Aortenaneurysmen anbieten können.“

Für die Notfalloperation Mitte Mai benötigte das Team der Gefäßchirurgie insgesamt drei Prothesen. Sie wurden in dem knapp einstündigen Eingriff über die Leistenarterie zur rupturierten Stelle gebracht und ersetzten so das geplatzte Stück der Arterie. Der Patient, ein 84-jähriger Mann aus dem Landkreis, wurde bereits am Tag nach der Operation von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt, nach einer Woche konnte er die Klinik am Eichert wieder verlassen. Ohne das Prothesenlager hätte der Eingriff als offene Operation mit großem Bauchschnitt erfolgen müssen, was unter anderem eine größere Schmerzbelastung und einen wesentlich längeren stationären Aufenthalt zur Folge gehabt hätte.

Hintergrund Aneurysma:
Aneurysmen sind krankhafte Erweiterungen einer Schlagader. Ist die Hauptschlagader betroffen spricht man von einem Aortenaneurysma. Sie treten häufig im Bauchraum auf (Bauchaortenaneurysma oder kurz BAA) und sind, wenn sie nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt werden, eine lebensgefährliche Bedrohung. Denn beim Platzen eines Aneurysmas droht die innerliche Verblutung. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie geht anhand von Screening-Untersuchungen davon aus, dass circa 1,7 Prozent aller Männer über 65 Jahren ein BAA haben, bei Frauen sind es etwa 0,74 Prozent. Das Risiko einer Ruptur steigt mit zunehmendem Durchmesser des Aneurysmas. Bei einem Durchmesser größer 6 cm liegt das Rupturrisiko bei über 10 Prozent. Das Statistische Bundesamt gibt für 2018 die Zahl der Todesfälle durch ein Aneurysma mit 4104 an.

Da die Gefäßerweiterungen in der Regel kaum Schmerzen verursachen, werden sie meist als Zufallsbefunde entdeckt. Die Behandlung ist abhängig von Größe und Lage des Aneurysmas. Muss operiert werden, geschieht dies in der Regel minimalinvasiv, durch einen endovasculären Eingriff. Dabei wird über die Leistenschlagader eine Gefäßprothese (Endostent) an die betroffene Stelle geschoben, um so die Arterie zu stabilisieren. Besteht der Stent aus mehreren Segmenten, die am Ort des Aneurysmas miteinander verknüpft werden, spricht man von einer Endovasculären Aneurysmaversorgung (EVAR). Möglich sind auch offene Operationsverfahren, bei denen das Aneurysma durch ein Kunststoffrohr ersetzt wird. Die offene Operation ist für den Patienten allerdings wesentlich belastender.

(Quelle&Foto: ALB FILS KLINIKEN / Steffen Seidel)


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