Kurznews: Göppingen - Runder Tisch Asyl

Kurznews

Göppingen - Runder Tisch Asyl

26.11.2019 14:07 Uhr

Pressemitteilung Stadt Göpppingen; Dejan Birk-Mrkaja:

Runder Tisch Asyl

 „Sprache lernen findet zwischen Menschen statt“, begrüßte Erste Bürgermeisterin Almut Cobet zum jüngsten runden Tisch Asyl, der sich schwerpunktmäßig dem Spracherwerb widmete. Angesprochen worden die unterschiedliche Anforderungen ebenso wie der bestehende bunte Strauß an Angeboten.

Der Mensch sei in der Lage, durch Sprache Vernunft auszubilden, befand Johann Gottfried Herder (1744 bis 1803); und für Wilhelm von Humboldt (1767 bis 1835) sei der Mensch nur Mensch durch Sprache. Auch heute habe Sprache und Akzent Einfluss bei der Wohnungs- und Jobsuche, gab Erste Bürgermeisterin Almut Cobet zu bedenken. Seit 2015 halte die städtische Volkshochschule ein besonders intensives Kursangebot vor; heute, vier Jahre später, kämen auch 15 Integrationskurse sowie Kurse zur Alphabetisierung und zur Berufsförderung dazu.

Acht Anbieter seien aktiv; an den Schulen gebe sechs beziehungsweise drei Vorbereitungsklassen (VKL) an den Grundschulen beziehungsweise im Sekundärbereich; und zwölf Sprach-KiTas arbeiten intensiv mit den Familien zusammen und suchen verstärkt auch das Gespräch mit den Eltern. Zudem würdigte Cobet das starke Ehrenamt und dankte für viele unterstützende Sprachangebote.

Prof. Dr. habil. Daniel Hugo Rellstab von der Pädagogischen Hochschule (PH)  Schwäbisch-Gmünd ging der Frage nach „In fremden Sprachen heimisch werden?“. Zuvor fragte er die Sprachen der mehr als 60 Teilnehmer/-innen am Runden Tisch Asyl ab: englisch, französisch, niederländisch, arabisch, griechisch, türkisch, spanisch, vietnamesisch, aramäisch, russisch, rumänisch, kroatisch und italienisch wurde an jenem Abend im Großen Sitzungssaal des Rathauses gesprochen. In groben Zügen umriss Prof. Rellstab die unterschiedlichen Bedingungen des Spracherwerbs. Besonders wichtig seien die Motivation (Spracherwerb als Chance und Investition für die Berufswelt, aber auch für die soziale Integration) sowie das Verhalten der Lehrkraft und die Gruppendynamik.

Die Sprach-KiTa St. Josef, in der Nähe der Gemeinschaftsunterkunft Pappelallee, stellte Leiterin Gudrun Blahusch vor. Unter den 46 betreuten Kindern stammen neun aus Familien mit Fluchthintergrund, die teils hier geboren worden, teils durch Erlebnisse im Heimatland oder auf der Flucht traumatisiert nach Göppingen kamen. Viele Kinder der Einrichtung – alle mit Migrationshintergrund – hätten wenig bis keine Deutsch-Kenntnisse. Da Sprache der Schlüssel zur Welt sei, habe St. Josef über das bis 2020 befristete Bundesprogramm eine zusätzliche 50-Prozent-Fachkraft anstellen können, die viel Zeit auch für Elterngespräche habe, da sie nicht in die Gruppenarbeit eingebunden sei.

Beate Rudolph stellte die Entwicklung des Deutschbereichs an der städtischen Volkshochschule vor. Die Zahl der einjährigen Integrationskurse in den 2015, 2017 und 2019 gab sie mit elf, 17 und 15 an, die von 220, 400 und 300 Teilnehmer/-innen besucht wurden. Die Zahl der Deutsch am Abend-Kurse stieg in den Jahren 2015, 2017 und 2019 von 22 über 28 auf 30 mit 350, 500 und 550 Teilnehmer/-innen. Vier und sieben berufliche Deutschkurse auf B2-Niveau wurden 2017 und 2019 angeboten mit 40 und 120 Teilnehmer/-innen, Tendenz: steigender Bedarf. Das Landessprachförderprogramm „VwV Deutsch“, richtet sich seit Jahresbeginn 2019 nicht nur an Flüchtlinge, sondern auch an Menschen mit Migrationshintergrund, die schon länger hier leben.

2017 und 2019 nahmen 66 beziehungsweise 34 Personen an den vier beziehungsweise zwei Kursen teil. Rudolph berichtete von einem starken Frauenanteil; ein starkes Drittel seien EU-Bürger, ein Drittel beruhe auf der Familienzusammenführung Kosovo, und ein knappes Drittel seien Flüchtlinge. Diese Durchmischung fördere die deutsche (Pausen-)Kommunikation untereinander, so die engagierte VHS-Mitarbeiterin.

Die Erfolgsquote bei der B2-Prüfung sei von 50 auf 30 Prozent gesunken; das Hauptproblem stelle die schriftliche Prüfung dar, zumal viele Menschen vorher lese- und schreibe-unkundig gewesen seien. Die Prüfungen bis B 1 bestehen aber 90 Prozent der Prüflinge. Aus ihren Kontakten weiß Beate Rudolph: „Ganz, ganz viele der 2015 zu uns Gekommenen haben bereits angedockt in Beruf oder Ausbildung.“

Die städtische Flüchtlingsbeauftrage Sandra Corveleyn stellte viele ehrenamtliche Angebote vor, die teils schon vor 2015 bestanden – das Projekt „Gemeinsam Sprechen, Gemeinsam Lernen“ (GSGL) beispielsweise gebe es bereits seit zehn Jahren. Beim Sprachfrühstück in der Villa Butz kommen Frauen kontinuierlich einmal vormittags pro Woche zusammen. Das Eltern-Cafe, angeboten von Elternmentoren alle zwei Wochen an der Uhland-Grundschule, bietet neben sprachlicher Unterstützung auch allgemeine Beratung.

Start with a friend von SOS-Kinderdorf, das Angebot des Interkulturellen Frauenrats einmal monatlich im Bürgerhaus oder die Geschichteninsel in der Stadtbibliothek wurden als weitere niederschwellige Angebote vorgestellt. In der Diskussion angesprochen wurden zudem der Dolmetscherpool und die Sprachbegleiter, die über das Landratsamt, das Staatliche Schulamt, die Städtische Stabsstelle Integration oder über die Elternmentoren, erreicht werden können. Vor den mehr als 60 Teilnehmer/-innen würdigte Norbert Köngeter von der katholischen Kirche/Pauls Café die tolle Vernetzung in Göppingen, die die Ehrenamtlichen motiviere.

Das nächste Treffen des Runden Tisches Asyl werde sich mit dem Thema „Werte, Regeln und Normen“ beschäftigen, blickte Erste Bürgermeisterin Almut Cobet abschließend in die Zukunft.

(Foto: Stadt Göppingen)


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