25.02.2022 13:50 Uhr
Wer krankheits- oder behinderungsbedingt aus dem Arbeitsleben herausfällt oder Schwierigkeiten hat, dort eigenständig Fuß zu fassen, steht oft vor einem Dilemma. Doch es gibt Lösungen. Wie eine erfolgreiche Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt funktionieren kann, dokumentiert das Bildungszentrum Jebenhausen der Lebenshilfe Göppingen mit einigen Maßnahmen und Projekten. Bestes Beispiel dafür ist die Kooperation mit dem Samariterstift in Geislingen/Altenstadt.
Für Sandra Eisenmann war die Diagnose nicht leicht zu verkraften. Nach langer Krankheit musste sich die 50-Jährige vor einiger Zeit damit auseinandersetzen, ihren Beruf als Einzelhandelskauffrau krankheitsbedingt nicht mehr länger ausüben zu können. Nach diesem Schock, wie sie sagt, war guter Rat teuer. Doch nach nur wenigen Monaten gab es einen Hoffnungsschimmer.
Über die Deutsche Rentenversicherung gelangte sie in die Maßnahme „Unterstützte Beschäftigung“, die das Bildungszentrum der Lebenshilfe Göppingen durchführte, und bekam dort mit Sina Scheel einen Jobcoach an die Hand. „Das war ein echter Glücksfall für mich“, sagt Sandra Eisenmann, denn Frau Scheel von der Lebenshilfe Göppingen konnte ihr nach eingängiger Beratung und dem Herausarbeiten ihrer persönlichen Stärken und Fähigkeiten ein Praktikum als Betreuungsassistentin im Samariterstift in Geislingen/Altenstadt vermitteln: „Für mich war schon nach kurzer Zeit klar: hier möchte ich bleiben“, erzählt Sandra Eisenmann, „die Kollegen*innen haben mich toll aufgenommen, die Arbeit mit den Senioren hat sofort viel Spaß gemacht, wir tanzen, singen und basteln und ich helfe natürlich bei der Einnahme der Mahlzeiten. Ich fühlte mich bald als vollwertiges Teammitglied und durfte schnell selbständig arbeiten.“ Dabei habe sie immer eine große Rückendeckung von der Heimleitung und ihrem Jobcoach gefühlt, fügt Sandra Eisenmann hinzu. „Was mir aber am besten gefällt, dass die Senioren so dankbar für meine Arbeit sind und sich über meine Anteilnahme sehr freuen.“
Schnell waren sich Frau Eisenmann, das Samariterstift Geislingen/Altenstadt und die Lebenshilfe einig: Frau Eisenmann soll auch über das Praktikum hinaus an diesem Arbeitsplatz bleiben. Um bestmöglich auf alle Tätigkeiten vorbereitet zu sein, die sie in diesem Arbeitsfeld noch erwarten würden, schloss sich an ihr Praktikum eine Zusatzqualifizierung zur Betreuungsassistentin an.
Zur Abschlussprüfung gehörte unter anderem dazu, eine kleine Gruppe von Heimbewohnern mit Bastelarbeiten und Malen zu aktivieren und darüber einen Bericht zu schreiben. Auch das hat unter anderem dank der Unterstützung ihres Jobcoaches Sina Scheel bestens geklappt – Sandra Eisenmann scheint ihre Bestimmung gefunden zu haben. „Wir waren von der Tatkraft und Leidenschaft von Frau Eisenmann echt begeistert“, sagt Michaela Kraft, Hausleiterin des Samariterstifts, „so konnten wir ihr zu Beginn des letzten Jahres eine Festanstellung anbieten. „Das hat mich natürlich unglaublich gefreut! Über die Lebenshilfe hier zu landen, war das Beste, was mir passieren konnte - jetzt weiß ich, dass es nie zu spät ist für einen Neuanfang“, lautet die Bilanz von Sandra Eisenmann mit voller Zufriedenheit in ihrem neuen Beruf und in ihrer neuen Tätigkeit.
Mittlerweile arbeitet Eisenmann bereits ein Jahr sozialversicherungspflichtig im Samariterstift in Altenstadt. Ihr zunächst befristeter Vertrag wurde verlängert, weil alle Beteiligten sehr zufrieden mit ihrer Arbeitsleistung waren und immer noch sind. Mit ihrem früheren Jobcoach ist sie weiterhin sporadisch im Kontakt und berichtet auch heute immer noch begeistert von ihrem Arbeitsalltag.
Frau Eisenmann ist ein leuchtendes Beispiel für eine gelungene Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt. Samariterstift-Hausleiterin Michaela Kraft ordnet die Maßnahme ein: „Die Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Göppingen klappt ganz hervorragend. Es gibt kurze und unkomplizierte Kommunikationswege, schnelle Absprachen und immer die passende Hilfestellung, wenn mal was klemmt. Das macht es uns leicht, diese Qualifizierungsmaßnahmen anzubieten. Wir haben schon insgesamt fünf Mitarbeiter*innen in den verschiedensten Bereichen unseres Hauses über die Lebenshilfe integrieren können und sind deshalb sehr zufrieden“, sagt Michaela Kraft.
Auch Sina Scheel vom Bildungszentrum hat nur lobende Worte für die Initiative parat: „Auch wenn es nicht immer leicht ist, passende Praktikumsbetriebe zu finden, zeigt sich, dass sich jede Mühe lohnt. In Falle des Samariterstifts kann man sicherlich von einem Vorzeigebetrieb sprechen, der seine soziale Verantwortung sehr ernst nimmt und auch in der aktuell sehr schwierigen Corona-Zeit zu einer Zusammenarbeit steht, die meines Erachtens immer sehr gut funktioniert - wie auch das Beispiel von Frau Eisenmann beweist.“
Info
Die Lebenshilfe Göppingen e.V. bietet im Bildungszentrum Jebenhausen verschiedene Maßnahmen zur Teilhabe am Arbeitsleben an. Wer aufgrund von Einschränkungen nicht, noch nicht oder nicht mehr auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein kann, erhält hier Unterstützung von einem multiprofessionellen Fachkräfte-Team bei der Entwicklung einer beruflichen Perspektive. Die Eingliederung in Betriebe der Region wird von sog. Jobcoaches begleitet.
(Quelle: Lebenshilfe Göppingen, e.V.)
(Bild: K-media, Thomas Kießling)
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