Kurznews: Ebersbach - Gedenkveranstaltung und Übergabe eines gestalteten Ehrengrabes am Montag, 20 November

Kurznews

Ebersbach - Gedenkveranstaltung und Übergabe eines gestalteten Ehrengrabes am Montag, 20 November

17.11.2023 12:49 Uhr

Gedenkveranstaltung und Übergabe eines gestalteten Ehrengrabes auf dem Friedhof an der Veitskirche in Ebersbach am 20. November 2023 um 18.00 Uhr

Am 20. November 1943 wurde in Ebersbach ohne religiöse Zeremonien eine ukrainische Zwangsarbeiterin bestattet. Sie war damals in einem Ebersbacher Industriebetrieb als Arbeiterin eingesetzt gewesen. Noch in den 1960er Jahren erinnerte ein schlichtes Holzkreuz an die Tote. Das Grab, das abgelegen hinter der Veitskirche angelegt worden war, verfiel mit den Jahren immer mehr. Anders, als bei Privatgräbern mit einer festgesetzten Laufzeit, unterliegen Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft dem sogenannten Gräbergesetz von 1965. Das Gesetz legt fest, dass solche Gräber dauerhaft bestehen bleiben. Den Opfern soll in besonderer Weise gedacht werden und für zukünftige Generationen die Erinnerung wachgehalten werden, welche schrecklichen Folgen Krieg und Gewaltherrschaft haben.

Hintergrund:
Am 26. November 1942 kam eine zwanzigköpfige Gruppe von Zwangsarbeitern aus einem von der deutschen Wehrmacht besetzten Teil der Sowjetunion in Ebersbach an, um bei den Süddeutschen Spindelwerken Zinser zu arbeiten. Auf welchem Weg diese Menschen von ihrer Heimat nach

Ebersbach kamen ist unbekannt – sie hatten aber aus der Ostukraine einen langen Weg hinter sich. Unter den meist sehr jungen elf Frauen und 9 Männern war auch Ewgenija Morgunowa. Sie war mit 34 Jahren eine der ältesten und zudem auch geschieden. Wohnen mussten die sowjetischen Zwangsarbeiter in einem Barackenlager in der Marktstraße. Abends wurden die Frauen im Gebäude eingeschlossen. Wegen Widerstand gegen diese Anordnungen und wegen einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit der Lagerführerin, wurden am 16. November 1943 abends um 18.00 Uhr Ewgenija Morgunowa und mit ihr Anna Polowa von einem Gendarmen festgenommen und im Ortsarrest Ebersbach eingesperrt. Dieser befand sich damals im Dachgeschoss des Rathauses. Da die Dolmetscherin nicht zu erreichen war, sollte die Vernehmung der beiden inhaftierten Frauen am 18. November erfolgen.

Am 17. November wurde den eingesperrten Frauen vom Botenmeister der Gemeinde gegen 15.00 Uhr das Essen gebracht. Dabei wurde die inhaftierte Ewgenija Morgunowa leblos in der Arrestzelle aufgefunden. Nach Kriegsende bezahlte die Firma Süddeutsche Spindelwerke ein Holzkreuz für das Grab hinter der Kirche. Das Holzkreuz trug jedoch einen falschen Namen: Jehenija Brogunowa. Dieser Name wurde am 18. November 1943 im Geschäftstagebuch der Gendarmerie maschinenschriftlich notiert. Vermutlich hatte der Gendarm den Namen aufgrund fehlender Russischkenntnisse falsch verstanden. Anstatt Ewgenija Morgunowa wurde nach ihrem Tod daher ein falscher Name verwendet. 80 Jahre nach ihrem Tod erhält die Tote nun ihren Namen zurück und gleichzeitig eine entsprechende Würdigung am neugestalten Grab. Über einen QR-Code auf dem Grabstein können Interessierte weiterführende Informationen online abrufen. Die Gedenkfeier ist eine Kooperation der Stadt Ebersbach an der Fils und der Evangelischen Kirchengemeinde. Die vier Redebeiträge werden von Trompetenmusik begleitet.



(Quelle & Bild: Stadt Ebersbach)


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