Fast 300 Menschen wollen Alina helfen
Zahlreiche Menschen besuchen die Typisierungsaktion in Uhingen, um sich als Stammzellenspender registrieren zu lassen. Wer helfen will, kann sich ein kostenloses Testkit auch nachhause schicken lassen.
„Das zeichnet Uhingen aus: Wenn jemand Hilfe benötigt, hilft man einander“, sagt ein sichtlich überwältigter Matthias Wittlinger, Bürgermeister von Uhingen, am Samstag im katholischen Gemeindehaus Heilig Kreuz an der Römerstraße. Denn dort hatten sich zahlreiche Menschen eingefunden, um einem Baby zu helfen: Für die nicht einmal drei Monate alte Alina wird ein Stammzellenspender gesucht und in Uhingen fand eine Typisierungsaktion statt, um diesen zu finden.
„Da geht einem das Herz auf“, freut sich Matthias Wittlinger angesichts der vielen Menschen. Und auch beim Organisationsteam macht sich Zufriedenheit breit. Denn man stemmt nicht einfach mal so mir nichts dir nichts eine Typisierungsaktion mit so vielen Angeboten, um möglichst viele Menschen anzulocken: Leckere Kuchen und andere Backwaren, eine Tombola mit mehr als 2000 Preisen von vielen Firmen und Privatpersonen – nicht nur aus Uhingen und den Umlandgemeinden, sondern dem gesamten Landkreis Göppingen sowie Nachbarlandkreisen – und sogar Kinderschminken locken als zusätzlicher Anreiz Menschen zwischen 17 und 55 Jahren ins Gemeindehaus. „Die Tombola war bei allen Gästen sehr beliebt und die Hauptverantwortlichen für die Tombola, Alexandra Levent und Ramona Saccone, kamen mit allen anderen Helferinnen und Helfern der Tombola kaum hinterher, alle Preise auszugeben“, freut sich Selina Wolf, die zusammen mit den Erzieherinnen Ramona Saccone und Alina Ferjaoui sowie den
engagierten Eltern Alexandra Levent und Mario Kost die Organisation gestemmt hat.
Doch von dem regen Betrieb bekommen die Eltern von Alina nicht direkt etwas mit – nur dank Fotos, Videos und Videoanrufen. Denn sie verbringen die Zeit im Krankenhaus bei Alina, die seit ihrer Geburt noch nicht zuhause war. Doch aus dem Krankenhaus heraus halten die stolzen Eltern die Menschen mit Infos und Fotos auf dem neuesten Stand: Alina wiegt nun 3750 Gramm, benötigt keine Atemhilfe und Magensonde mehr und darf sogar an die frische Luft – und so endlich ihren großen Bruder kennenlernen. „Es sind herzzerreißende Bilder, die einen sehr berühren“, sagt Matthias Wittlinger, der als mehrfacher Familienvater tief betroffen ist.
Vor allem viele junge Eltern mit kleinen Kindern kommen im Gemeindehaus vorbei. Das liegt daran, dass die Mama von Alina im Katholischen Kindergarten Heilig Kreuz als Erzieherin gearbeitet hat und die drei Erzieherinnen des Organisationsteams dort ebenfalls die Mädchen und Jungen betreut haben. „Alle aus dem Orga-Team haben auch Kinder, teilweise auch noch Babys, deshalb war es uns ein besonderes Anliegen die Familie zu unterstützen und so dazu beizutragen, dass ein Lebensretter gefunden werden kann“, betont Selina Wolf. Man kennt sich und das Schicksal geht vielen besonders nahe: Als Frühchen kam Alina im Januar auf die Welt, macht seither jeden Tag Fortschritte und kämpft aber auch jeden Tag. Denn Alina leidet am Immundefekt SCID. Das bedeutet, dass sie kein funktionierendes Immunsystem hat und jeder Keim für sie extrem gefährlich ist. Wer sich mit kleinen Kindern derzeit von einer Erkältung zur anderen durch Herbst und Winter schleppt, kann erahnen, wie gefährlich das für
ein Baby sein kann. Die einzige Chance auf Heilung ist eine Stammzellentransplantation, um den genetischen Zwilling von Alina zu finden.
Und damit das klappt, lassen sich die Besucher ein Typisierungsset mit Wattestäbchen geben: Diese drehen sie in der Innenseite der Wange, um so eine Speichelprobe abgeben zu können. Die benutzten Wattestäbchen werden in einem Umschlag versiegelt und kommen dann zur DKMS, die die Testkits kostenlos verschickt und die Datenbank pflegt.
Und seit der Typisierungsaktion in Uhingen kommen fast 300 weitere potenzielle Lebensretter hinzu. Denn im katholischen Gemeindehaus haben sich direkt vor Ort 154 Menschen typisieren lassen, 120 ließen sich das Testkit nachhause schicken. Macht zusammen 276 Menschen, die Alina helfen wollen. Dementsprechend dankbar sind die Organisatoren und auch Eltern. Die Organisationen sind rundum zufrieden mit der Typisierungsaktion. „Alles ist so gelaufen wie wir es vorab geplant haben und wir sind, auch ein paar Tage später, noch völlig überwältigt von der Hilfsbereitschaft aller Personen die in irgendeiner Art an der Aktion von Alina beteiligt waren“, fügt Selina Wolf hinzu. „Ich wünsche uns allen, dass ein Spender für Alina gefunden wird“, betont auch der Bürgermeister. Doch nicht nur Alina kann geholfen werden. Es kann auch sein, das sich jemand als genetischer Spender für einen anderen Menschen herausstellt, der wie auch Alina auf eine Stammzellenspende wartet. „Der Aufwand, sich
typisieren zu lassen, ist relativ gering“, weiß Matthias Wittlinger. „Im Gegenzug ist der Ertrag – einem Menschen das Leben retten können – unermesslich und mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.“
Info: Wer sich als Stammzellenspender registrieren will, kann ein Registrierungsset auf
www.dkms.de bestellen. Die Registrierungssets sind kostenlos und werden durch Spenden wie bei der Tombola der Typisierungsaktion in Uhingen finanziert. Der Erlös vom Kuchenverkauf ging dagegen zugunsten der Familie von Alina: Es konnten insgesamt 3.800 Euro gesammelt werden, die zwischen der Familie und der DKMS aufgeteilt wurden.
(Quelle & Bild: Stadt Uhingen)