Die Ämter der Kreisverwaltung ziehen Bilanz des HochwasserwochenendesDie extreme Wettersituation des Wochenendes mit Hochwasser an vielen Orten wirkt sich weiterhin auf den Landkreis Göppingen aus. Da sich die Hochwasserlage im Laufe des 03.06.2024 stabilisierte und sich die positiven Prognosen bewahrheitet hatten, konnte die am 02.06.2024 festgestellte außergewöhnliche Einsatzlage (AEL) nach dem Landeskatastrophenschutzgesetz allerdings bereits am 03.06.2024 um 19:30 Uhr aufgehoben werden. Durch die Feststellung der AEL konnte die untere Katastrophenschutzbehörde auf mehrere Einheiten des Katastrophenschutzdienstes zugreifen. Diese Einheiten unterstützten bei Evakuierungsmaßnahmen im unteren Filstal und stellen kurzfristig eine Betreuung und Erstversorgung von Betroffenen sicher.
Landrat dankt allen Beteiligten
Landrat Edgar Wolff dankt allen Beteiligten und zieht eine erste Bilanz: „Diese Hochwasserlage, welche wir in dieser Intensität und Ausdehnung zumindest in den letzten 25 Jahren nicht bewältigen mussten, konnte überwunden werden. Glücklicherweise sind uns dabei keine schweren Personenschäden gemeldet worden. Trotz aller anderer Schäden lässt sich daher festhalten, dass wir letztlich dank dem großen Einsatz der Feuerwehren und aller anderen beteiligten Organisationen und Institutionen noch mit einem dunkelblauen Auge davongekommen sind.
Allen Helferinnen und Helfern, ob im Ehren- oder Hauptamt, ob aus dem Landkreis Göppingen oder darüber hinaus, möchte ich meinen herzlichsten Dank aussprechen. Sie haben unter härtesten Bedingungen dafür gesorgt, dass wir die akute Phase des Hochwassers überwinden konnten. Danken möchte ich auch allen Nachbarinnen und Nachbarn, die vor Ort füreinander eingestanden sind, den Gewerbetreibenden, die unterstützt haben, und letztlich allen Bürgerinnen und Bürgern im Kreis, die in dieser außergewöhnlichen Lage auf sich und andere Acht gegeben haben.“ Im Blick auf Lehren aus dem Hochwasser unterstreicht Landrat Edgar Wolff: „Das Aufkommen von Wetterlagen, wie jener vom Wochenende, wird durch den voranschreitenden Klimawandel begünstigt. Aus diesem Grund sind Investitionen in den Hochwasserschutz und die Starkregenvorsorge auch in Zukunft unabdingbar. Investitionen in den Hochwasserschutz sind sich auszahlende Investitionen, dies war eindeutig erkennbar. Dies gilt aber auch für das Bereithalten personeller sowie materieller Ressourcen zur Lagebewältigung. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass Eigenvorsorge durch die Bevölkerung wichtig und richtig war und auch in Zukunft aufgrund des Klimawandels und seiner Folgen noch bedeutender wird. Und natürlich wird auch die Lagebewältigung im Nachgang, auch wenn sie erfolgreich war, nochmal aufgearbeitet werden, um aus etwaigen Fehlern für die Zukunft zu lernen.“ Der Landkreis erarbeitet derzeit, auch gemeinsam mit anderen betroffenen Landkreisen, die Einrichtung von Unterstützungsmöglichkeiten.
Kreisbrandmeister Prof. Dr.-Ing. Michael Reick zur Lage bei den Feuerwehren
Aktuell sind die Gemeindefeuerwehren immer noch vereinzelt an Einsatzstellen eingesetzt. Mancherorts laufen noch die Pumpen, an anderen Stellen werden noch in Betrieb befindliche Pumpen wieder abgeholt. Immer wieder kommen neue Einsatzstellen hinzu. Dies liegt zum Beispiel an Sichtungen von Heizöl sowie an Meldungen über Personen, die bei Aufräumarbeiten in Gefahr geraten.
Die Einsatzbereitschaft ist nahezu überall wiederhergestellt, Fahrzeuge und die eingesetzte Ausrüstung werden gereinigt und teilweise werden auch Reparaturen durchgeführt.
Zahlen & Fakten des Feuerwehr-Führungsstabes
Von Freitag, 31.05.2024 um 12:00 Uhr bis Mittwoch 05.06.2024 um 12 Uhr (also über fünf Tage hinweg) waren folgende Kräfte und Einheiten im Einsatz:
- 36 Gemeindefeuerwehren und zwei Werkfeuerwehren mit dokumentierten Einsätzen im eigenen Gebiet beziehungsweise zur Überlandhilfe in anderen Städten und Gemeinden
- rund 1.400 Einsatzkräfte der Feuerwehren des Landkreises, direkt unterstützt durch rund 160 in die Feuerwehrarbeit integrierte Helfer.
- 170 Feuerwehrfahrzeuge aus dem Landkreis Göppingen
- 30 Feuerwehrfahrzeuge aus den benachbarten Landkreisen Esslingen, Alb-Donau-Kreis, Heidenheim und der Stadt Stuttgart
- rund 100 Fahrzeuge von Bauhöfen und Firmen, sowie Dutzende Traktoren von Landwirten
- Spezialkräfte wie Strömungsretter (Feuerwehr Stuttgart), Spezialkräften mit Booten (Feuerwehr und Polizei) sowie z. B. mit Drohnen zur Lageerkundung
- rund 300 Einsatzkräfte des THW mit rund 40 Fahrzeugen, 30 Trupps und Gruppen aus den Ortsverbänden Aalen, Böblingen, Calw, Ellwangen, Geislingen, Göppingen, Gruibingen, Hechingen, Heidenheim, Horb, Kirchheim unter Teck, Leonberg, Neuhausen, Ostfildern, Pforzheim, Schorndorf, Schwäbisch Gmünd und Stuttgart
- rund 50 Einsatzkräfte des DRK und der Malteser in den Betreuungseinheiten
- es ergaben sich rund 600 Einsatzstellen mit dokumentierter Tätigkeit der Hilfskräfte (Einsatzstellen mit reiner Erkundung wurden nicht erfasst)
- Der Feuerwehr-Führungsstab war über vier Tage hinweg personell besetzt mit in der Spitze bis zu 15 Kräften der Feuerwehr, 5 Verbindungspersonen bzw. bis zu 15 Personen des THW.
Vorstehend dargestellt sind die über die Feuerwehren, örtlichen Einsatzleitungen bzw. den Feuerwehr-Führungsstab angeleiteten Einheiten. Die darüber hinaus umfangreiche Nachbarschaftshilfe ist in den vorstehenden Zahlen nicht enthalten und wurde an vielen Stellen in erheblichem Umfang beobachtet.
Rettungen von Menschen und Tieren
In der Nacht von Sonntag auf Montag wurden zwölf Personenrettungen im klassischen Sinne dokumentiert. Über zehn Personen konnten in Ebersbach durch das eingesetzte Fahrzeug der Feuerwehr Stuttgart aus dem überschwemmten Bereich gerettet werden, eine Person wurde durch die Feuerwehr Ebersbach gerettet. Eine Person wurde durch einen Nachbarn in der Rettung unterstützt, vier Personen gelang nach dem Notruf eine Rettung aus eigener Kraft.
Zu fünf abgegebenen Notrufen am Sonntag-Abend konnte über viele Stunden kein weiterer Kontakt mehr mit den Anrufern bzw. den gemeldeten in Not geratenen Menschen hergestellt werden. Für die Feuerwehren war diese Ungewissheit für viele Stunden sehr belastend. Mit Hilfe der Polizei wurden am Montag alle Notrufmeldungen aufgearbeitet und alle vermissten Personen konnten letztlich ermittelt oder aufgefunden werden. Teilweise wurde die Notrufmeldung auch aufgeklärt und konnte dadurch als abgeschlossen eingestuft werden.
Aufgrund der extrem stark angestiegenen Pegelstände mussten umfangreiche Evakuierungen angeordnet werden. Nach aktuellen Erkenntnissen kam es zu keinen nennenswerten Personenschäden bzw. nur zu leichten Verletzungen bei den Einsatzkräften. Die Rettung von Haustieren durch deren Besitzer bzw. durch Einsatzkräfte der Feuerwehren wurde aufgrund der Vielzahl an Ereignissen nicht mehr explizit erfasst.
Im landwirtschaftlichen Bereich ist mindestens an einer Stelle bekannt, dass Schafe durch die Wassermassen mitgerissen wurden.
Integrierte Leitstelle:
In der Integrierten Leitstelle wurden am Sonntag-Abend innerhalb einer Stunde über 500 eingehende Anrufe registriert, hiervon etwa 200 Notrufe innerhalb einer Stunde. Die Standard-Besetzung von drei Disponenten wurde daher auf die maximale Anzahl von sieben Disponenten für Notrufe erhöht.
Das Umweltschutzamt bilanziert hinsichtlich Wasserwirtschaft und Klimawandelanpassung
Die drei Hochwasserrückhaltebecken (HRB) des Wasserverbands Fils
- Simonsbach
- Christental und
- Herrenbachtal
haben durch den Wasserrückhalt hin bis zur Vollfüllung des HRB Simonsbachs ihre Funktion zum Wasserrückhalt erfüllt.
Durch die damit verbundene Dämpfung der Hochwasserwelle konnte noch schlimmeres in den Unterläufen der Gewässer verhindert werden. Die drei Hochwasserrückhaltebecken des Wasserverbands Fils werden derzeit kontrolliert abgewirtschaftet, um wieder zeitnah Speichervolumen für die nächsten Starkregenereignisse zur Verfügung stellen zu können.
Aus wasserwirtschaftlicher Sicht werden die Ereignisse der vergangenen Tage, auch unter zur Hilfenahme von weiteren Daten durch Drohnenbefliegungen seitens des Regierungspräsidiums Stuttgart, bewertet werden. Mit den daraus gezogenen Erkenntnissen steht die untere Wasserbehörde beim Umweltschutzamt den Kommunen hinsichtlich des Hochwasserrisikomanagements und der Starkregenvorsorge beratend zur Seite.
Klimawandelanpassung
Extreme Wettersituationen wie die jüngste werden durch den voranschreitenden Klimawandel begünstigt. Der Landkreis Göppingen bereitet sich auf die Folgen des Klimawandels vor. Hierfür wird derzeit ein Klimaanpassungskonzept erarbeitet – unterstützt durch Fördermittel des Bundesumweltministeriums.
Das Konzept soll helfen, die negativen Folgen des Klimawandels im Landkreis zu mindern. Es beinhaltet Analysen für den gesamten Landkreis und entwickelt zum einen Maßnahmen in der Zuständigkeit der Kreisverwaltung. Gleichzeitig werden mit zehn Kommunen im Landkreis die Analysen vertieft und ebenfalls Maßnahmen entwickelt. Hierzu zählen auch betroffene Kommunen vom Wochenende (bspw. Wiesensteig, Geislingen und Salach). Analysiert werden die Betroffenheit in den Bereichen Hitze, in engem Zusammenhang mit dem Gesundheitsschutz und der Bereich Wasser – Niedrigwassersituationen oder Hochwasser und Starkregenereignisse. Aufbauen kann das Vorhaben hierbei auf einen großen Wissens- und Erfahrungsschatz in den Fachämtern der Kreisverwaltung. Die Fertigstellung des Konzeptes ist für den Februar 2025 geplant.
Die Ereignisse verdeutlichen die Bedeutung dieses Prozesses und sind ein Appell an die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen für die Zukunft. Bei der Umsetzung sind alle gefragt: Städte und Gemeinden bei der Umsetzung von Maßnahmen der Schwammstadt, die den Rückhalt des Wassers fördern und gleichzeitig für Kühlung im Sommer sorgen sowie bei der koordinierten Vorgehensweise im Falle von extremen Wetterlagen. Privatpersonen, wenn es um die Gestaltung des eigenen Grundstücks oder den Schutz am Gebäude geht. Es gilt nun den Blick in die Zukunft zu richten, die Auswirkungen zu evaluieren und zügig weitere effektive Maßnahmen zum Schutz vor den Auswirkungen des Klimawandels umzusetzen. Hierbei wird das Klimaanpassungsmanagement einen wertvollen Beitrag leisten. Der Kreistag hat hierfür die Verwaltung damit beauftragt, die Anschlussförderung durch den Bund für weitere drei Jahre vorzubereiten.
Gesundheitsamt: Abkochgebote bleiben vorerst bestehen
In Wiesensteig wurde am Samstagvormittag von der Stadt vorsorglich ein Abkochgebot ausgesprochen. Durch die starken Regenfälle der vorangegangenen Tage war Regenwasser in das Wasserwerk eingedrungen. Eine Verunreinigung des Trinkwassers konnte daher nicht sicher ausgeschlossen werden. Die ersten Ergebnisse der Trinkwasseruntersuchung vom Montag ergaben keine Auffälligkeiten. Weitere Proben wurden am Dienstag durch das Gesundheitsamt genommen. Die Ergebnisse werden bis zum kommenden Donnerstag erwartet. Das Abkochgebot kann demnach frühestens am Donnerstag aufgehoben werden, sofern auch diese Proben in Ordnung sind.
In der wassertechnischen Hochzone in Albershausen wurde unabhängig von den Regenfällen bereits in der vergangenen Woche ein Abkochgebot ausgesprochen. In der Nacht von Sonntag auf Montag konnten jedoch aufgrund des starken Regens mit Unterspülungen von Straßen Schäden am Trinkwassernetz der Gemeinde nicht ausgeschlossen werden. Aus diesem Grund wurde vorsorglich auch für die Niederzone in Albershausen ein Abkochgebot ausgesprochen. Im Laufe des Montagvormittags konnte die Lage jedoch neu beurteilt werden und Schäden des Trinkwassernetzes ausgeschlossen werden. Daher wurde das Abkochgebot für die Niederzone in Albershausen direkt am Montagvormittag wieder aufgehoben.
Das Abkochgebot für die Hochzone in Albershausen gilt nach wie vor.
Folgende Straßenzüge sind unabhängig vom Hochwasser in der Hochdruckzone von Albershausen noch weiterhin vom Abkochgebot betroffen: Ahornweg, Albstr., Bergstr, Buchenweg, Birkenweg, Boschstr., Bünzwangerstr., Breitensteinstr., Carl-Benz-Str., Daimlerstr., Erlenweg, Eschenweg, Eichenweg, Ebersbacher Str., Forststr., Fichtenweg, Föhrenweg, Fuchseckstr., Finkenweg, Frühlingstr., Fliederweg, Gemeindeländerweg, Hattenhoferstr., In der Längerts, Im Schönblick, Im Morgen, Im Wetterkreuz, Kastanienweg, Käpflingstr, Lärchenweg, Maybachstr., Max-Eyth-Str., Neuffenstr. Panoramastr., Porschestr., Pfarrgartenstr., Silcherstr.,Siemensstraße, Sommerweg, Sonnenhalde, Tannenweg, Tulpenweg, Ulmenweg, Weinhaldenstr. Zeppelinstraße.
Die Ergebnisse der ersten Proben aus der Hochzone in Albershausen waren unauffällig. Weitere Proben werden genommen. Mit den letzten Ergebnissen und einer Aufhebung des Abkochgebots in der Hochzone Albershausen kann frühestens am kommenden Freitag gerechnet werden. Das Gesundheitsamt war in den vergangenen Tagen im Austausch mit einem Großteil der Wasserversorger des Landkreises. Die Trinkwasserversorgung ist weiterhin gesichert. Zum Teil haben Wasserversorger vorsorglich eigene Brunnen vom Netz genommen und beziehen aktuell ersatzweise Landeswasser. So kann im Laufe dieser Woche der Zustand der Brunnen und die Qualität des Wassers geprüft und dann je nach Ergebnis entschieden werden, wann die Brunnen wieder zur Trinkwassergewinnung genutzt werden können
Abfallwirtschaftsbetrieb im Austausch mit Städten und Gemeinden
Der AWB steht im engen Kontakt mit den betroffenen Städten und Gemeinden. Die betroffenen Standortgemeinden organisieren Container und den Transport des Hochwassersperrmülls zum Müllheizkraftwerk, das genügend Kapazität zur Verfügung hat. Als weitere Möglichkeit steht den Betroffenen weiterhin die Abgabe des Sperrmülls auf den Wertstoffzentren mittels Sperrmüllschein zur Verfügung. Entgegen der sonstigen Regelung werden bis auf weiteres auch Müllsäcke mit Hochwassermüll auf den Wertstoffzentren mittels Sperrmüllschein angenommen. Konkrete Fragen zur Abfallentsorgung können auch gerne direkt telefonisch an den Bürgerservice des AWB gerichtet werden.
Die abfallwirtschaftlichen Einrichtungen des AWB (Grüngutplätze und Wertstoffzentren) wurden vom Hochwasser nicht in Mitleidenschaft gezogen. Der Betrieb läuft normal.
Auch bei der Restmüllabfuhr und bei der Abholung der Biobeutel tritt eine Normalisierung ein. Gravierende Einschränkungen sind, auch durch die Flexibilität der beauftragten Unternehmen, derzeit dem AWB nicht bekannt.
Straßenverkehrsamt: Hauptverkehrsachsen wieder befahrbar
Der Starkregen am vergangenen Wochenende führte dazu, dass zahlreiche Straßen im Landkreis Göppingen unter Wasser standen. Zudem wurden Schlamm und Geröll auf die Fahrbahnen gespült. Auch wurde der Boden derart aufgeweicht, dass es zu Hangrutschungen kam, insbesondere im Bereich der Albsteigen. Aufgrund dessen mussten einige Straßen im Landkreis Göppingen kurzzeitig gesperrt werden.
Dank des unermüdlichen Einsatzes der Straßenmeistereien für die Landkreise Esslingen und Göppingen, der Feuerwehren, des THWs und weiteren Helfern, die im Dauereinsatz die Straßen räumten und reinigten, konnten viele Straßen nach kurzer Zeit wieder für den Verkehr freigegeben werden.
So konnte auch die Sperrung der Bundesstraße 10 bei Ebersbach bereits am 04.06.2024 wieder aufgehoben werden. Die Bundesstraße musste am vergangenen Sonntag gesperrt werden, da durch ein Starkregenereignis die Sulpach über die Ufer getreten war und dadurch die Lärmschutzwand entlang der B 10 brach.
Für die Verkehrsteilnehmenden im Landkreis Göppingen bestehen kaum noch Einschränkungen, die Hauptverkehrsachsen sind wieder befahrbar. Das Landratsamt Göppingen bittet die Verkehrsteilnehmer dennoch weiterhin um Umsicht im Straßenverkehr.
Amt für Mobilität und Verkehrsinfrastruktur: Nachwirkungen im Busverkehr
Nach Informationen des Amts für Mobilität und Verkehrsinfrastruktur gab bzw. gibt es beim Busverkehr noch zwei Nachwirkungen:
- Die Waldhausener Steige ist bzw. war nun kurzfristig gesperrt worden, die Buslinie 959 musste daher umgeleitet werden. Heute soll sie wieder zumindest halbseitig befahrbar sein.
- Die Landesstraße zwischen Roßwälden und Ebersbach ist aufgrund von Gefahr eines Hangrutsches ebenfalls vollgesperrt worden und bleibt es vermutlich weiterhin. Dadurch kommt es zu Fahrplanabweichungen bei der Linie 924.
Forstamt warnt vor Gefahren im Wald
Aufgrund der Starkregenereignisse sind auch im Wald und an den Waldwegen Schäden festzustellen.
Die Schäden an Waldwegen sind lokal begrenzt, aber dennoch im ganzen Landkreis zu finden. Schwerpunkte bilden aktuell der Raum Geislingen, Quellbereiche am Albtrauf und das untere Filstal (Ebersbach). Vor allem an Steilstücken und Steigen kam es zum Teil zu erheblichen Erosionsschäden und Ausspülungen der Waldwege. Zudem sind Rutschungen an Wegen am Albtrauf zu beobachten. Gefährdende Rutschbereiche wurden bereits gesperrt. Aufgrund des nach wie vor hohen Wasserflusses im Wald, kann es auch in den nächsten Tagen zu weiteren Rutschungen kommen.
Das Forstamt bittet eindringlich diese Bereiche nicht zu betreten oder zu befahren. Auch beim Radfahren im Wald ist aufgrund von Ausspülungen und aufgeweichten Wegabschnitten besondere Vorsicht geboten.
Die Instandsetzungsarbeiten werden an einzelnen Wegen die nächsten Wochen in Anspruch nehmen. Auch im Staatswald sind die Mitarbeiter von ForstBW mit der Sicherung und Aufnahme der Schäden beschäftigt.
Tourismusförderung: Wanderwege in Mitleidenschaft gezogen
Aufgrund der intensiven Regenfälle der letzten Tage sind viele der Wanderwege des Freizeitwegenetzes im gesamten Kreisgebiet in Mitleidenschaft gezogen worden. Abschnitte weisen Erosionsschäden auf, könnten überschwemmt oder unterspült sein. Entwurzelte Bäume stellen zusätzliche Hindernisse dar. Um die eigene Sicherheit zu gewährleisten sollten die Wege, speziell in Hanglage und an Gewässern, vorübergehend gemieden werden.
Amt für Schulen und Bildung: Durchgehend regulärer Unterricht an kreiseigenen Schulen
An den landkreiseigenen Schulen und Schulkindergärten (berufliche Schulen und Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren) findet regulärer Unterricht statt. Aufgrund von schwierigen Straßenverhältnissen durch Sperrungen oder Zugausfälle konnten einzelne Schülerinnen und Schüler nicht in den ersten Tagen zum Unterricht kommen oder sie kamen verspätet an. Mittlerweile hat sich die Lage wieder stabilisiert.
Kreissozialamt: Gemeinschaftsunterkünfte glimpflich davongekommen
Die Gemeinschaftsunterkünfte im Landkreis Göppingen sind bezüglich des Hochwassers glimpflich davongekommen. Lediglich drei Gemeinschaftsunterkünfte im Landkreis waren vom Hochwasser in der Nacht von Sonntag auf Montag betroffen und durch das ansteigende Wasser in Mitleidenschaft gezogen worden. Glücklicherweise mussten keine der untergebrachten Personen verlegt werden.
Dank des schnellen und koordinierten Handelns der Bewohner, der Mitarbeiter des Landkreises sowie der Einsatzkräfte konnte die Situation rasch unter Kontrolle gebracht werden. Durch die beeindruckende Solidarität und das gemeinsame Anpacken konnte das Wasser schnell aus den Gebäuden entfernt und so Schäden minimiert werden. Die Unterkünfte konnten schnell wieder bewohnbar gemacht werden. Die Aufräum- und Reinigungsarbeiten waren bis Dienstagnachmittag weitestgehend abgeschlossen.
Kreisjugendamt: Austausch zur Unterstützung für betroffene Kindertagesstätten initiiert
Das Kreisjugendamt hat auf Ebene der kommunalen Kita-Verantwortlichen in Form eines Mailverteilers einen Austausch zur gegenseitigen Unterstützung für vom Unwetter betroffene Kindertagesstätten initiiert. Hierdurch können Bedarfe und Möglichkeiten zur Hilfe untereinander koordiniert werden.
Landwirtschaftsamt: Auswirkungen auf die Landwirtschaft im Landkreis
Die Starkregenereignisse im o. g. Zeitraum haben in der Landwirtschaft im Landkreis Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen, an Tieren, an Sachwerten wie Ställen und anderen Gebäuden, Maschinen, Ernteerzeugnissen sowie am landwirtschaftlichen Wegenetz verursacht. Betroffen ist der gesamte Landkreis, jedoch in deutlich unterschiedlicher Ausprägung. Auf der Albhochfläche und Teilen des Schurwaldes halten sich die Schäden in Grenzen, massiv betroffen sind insbesondere das obere und das untere Filstal mit den zuführenden Tälern und teilweise auch den Hochflächen.
Es sind zwei räumliche und zeitliche Schwerpunkte zu nennen: Das Hochwassergeschehen am Samstag, 01.06.2024, insbesondere im oberen Filstal von Wiesensteig abwärts bis Bad Überkingen hat durch Überflutungen teils massive Schäden bis hin zum Totalausfall verursacht. Insbesondere Sommerkulturen wie Sommergetreide und Mais sind hier in überfluteten bzw. wassergesättigten Bereichen betroffen. Die Winterkulturen (Wintergetreide, Raps) sind nicht so stark betroffen. Überflutetes Grünland, insbesondere solches, auf dem der Heuaufwuchs noch steht, ist massiv betroffen durch Verschmutzung und Lager.
Am Abend/Nacht des 02.06. auf 03.06.2024 hat das durch massivsten Starkregen und urplötzlich entstandene reißende Bachläufe ausgelöste Unwettergeschehen erhebliche Schäden im unteren Filstal (Ebersbach und Uhingen mit Teilorten, Göppingen-Faurndau) verursacht. Für die Landwirtschaft sind dies insbesondere Abschwemmungen und Erosionsgräben durch die Wassermassen, die sich von den Hochflächen in Richtung Filstal ihren Weg gesucht haben. Alle Ackerkulturen sind hier betroffen, auch hier wieder Sommerungen stärker als Wintergetreide und –raps. Es wird auch vereinzelt von Tierverlusten (Schafe) von Weiden und vollgelaufenen Ställen sowie Futterlagern berichtet.
Massive Zerstörungen richtete dieses Unwetter im besiedelten Bereich an. Auch das landwirtschaftliche Wegenetz, ähnlich wie das Straßennetz, wurden durch Unterspülungen, Auswaschungen und Rutschungen massiv in Mitleidenschaft gezogen.
Insgesamt kann festgehalten werden, dass der hohe Grünlandanteil im Landkreis die Wassermassen in vielen Bereichen zurückhalten konnte, Grünland ist nicht nur CO2-Speicher, sondern auch ein sehr wichtiger Wasserspeicher und -puffer bei Extremwetterereignissen. Auch auf den Ackerflächen trat nur in wenigen Bereichen flächenhafte Erosion auf, obwohl die späten Sommerkulturen wie Mais, Kartoffeln oder auch Soja noch nicht geschlossen waren. Dies ist ein Beleg für die gute pflanzenbauliche Praxis der Landwirtschaft im Landkreis.
Der Obst- und Gemüseanbau im Landkreis verzeichnet massive Ausfälle insbesondere bei Erdbeeren und Kirschen aufgrund von Fäulnis, Pilzerkrankungen und Aufplatzen.
Das endgültige Schadensausmaß in der Landwirtschaft ist jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt abschätzbar, wenn die Ernte eingefahren ist.
Das Landwirtschaftsamt dankt den vielen Landwirtinnen und Landwirten, die ehrenamtlich in den Ortsfeuerwehren und Hilfsorganisationen sowie auch als Helfer spontan mit Ihren Maschinen aktiv bei der Bewältigung dieses massiven Unwetterereignisses beteiligt waren
(Quelle: Landratsmat Göppingen)