Wiedmann & Winz läutet neue Ära im Transport ein: Mercedes-Benz GenH2 Truck startet in die Erprobung

Hier fährt die Zukunft vor – leise und ohne Einschränkungen bei Reichweite und Nutzlast: Mit Aufnahme eines Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw in seine Flotte läutet der Logistikdienstleister Wiedmann & Winz eine neue Ära im Gütertransport ein. Der Mittelständler aus Geislingen/Steige ist eines von weltweit nur fünf Unternehmen, die den neuen Mercedes-Benz GenH2 Truck vor dem Start der Serienfertigung für ein Jahr in der Praxis erproben werden. Am heutigen Donnerstag feierte der Daimler Truck-Vorstandsvorsitzende Martin Daum mit den ausgewählten Flottenkunden, darunter Wiedmann & Winz-Geschäftsführer Dr. Micha Lege, den Start der Erprobungen. Als Kulisse der Veranstaltung vor internationalen Journalisten diente das Entwicklungs- und Versuchszentrum von Daimler Truck in Wörth am Rhein.

„Innovation hat bei uns Tradition“, betonte Dr. Lege im Beisein von Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Sein Unternehmen war das erste, das das Telematiksystem Fleetboard erprobte, für seine Mercedes-Benz-Lkw in Betrieb nahm und damit im Bereich der Digitalisierung Maßstäbe in der Branche setzte. Und auch bei den alternativen Antrieben ist der Logistikdienstleister nun vorne mit dabei: Bereits seit Dezember setzt er einen Mercedes-Benz eActros 300 als Sattelzugmaschine ein und sammelt damit Erfahrungen mit dem Betrieb eines rein batterieelektrisch angetriebenen Lkw. Der Truck beliefert das Lkw-Werk Wörth mit Fahrzeugteilen. Wiedmann & Winz gestaltet die Antriebswende aktiv und voller Überzeugung mit.

Geschäftsführer Dr. Lege für Technologie-Offenheit
Geschäftsführer Dr. Lege ist davon überzeugt, dass die von der Politik vorgegebenen Klimaziele nur durch ein Bündel an Maßnahmen zu erreichen sind und bricht deshalb eine Lanze für die Technologie-Offenheit. Eine große Hebelwirkung für den Klimaschutz bei Bestandsflotten haben für den Logistikexperten auch alternative Kraftstoffe wie HVO 100 sowie synthetische Kraftstoffe wie E-Fuels. „Die Zukunft gehört dem batterieelektrisch angetriebenen und dem mit Wasserstoff betrieben Lkw. Um die sehr kurzfristigen Klimaziele zu erreichen, werden neben diesen erst langsam in den Markt kommenden Fahrzeugen weiterhin moderne Verbrennungsmotoren gebraucht, die nahezu klimaneutral mit HVO-Diesel und E-Fuels betrieben werden können – als Ergänzung, als Alternative und als Sicherheitsreserve“, bekräftigt Dr. Lege. Dies gelte grundsätzlich, bis die Infrastruktur für die mit Elektrizität und Wasserstoff angetriebenen Trucks steht, ausreichend Fahrzeuge verfügbar sind und Wettbewerbsfähigkeit
zum Diesel vorhanden ist.

Mit dem Betrieb eines Wasserstoff-Lkw bringt Wiedmann & Winz auf dem Weg zur Klimaneutralität nun eine weitere innovative Antriebstechnologie auf die Straße. „Damit senden wir ein deutliches Signal, dass wir es ernst meinen mit der Antriebswende und uns als Unternehmen dem Klimaschutz verpflichtet fühlen“, sagt Dr. Micha Lege. Doch auch bis zum Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur sind noch mehrere Hürden zu nehmen. Neben den erforderlichen Tankstellen braucht es eine stabile Versorgung mit grünem Wasserstoff – auch durch langfristige Energiepartnerschaften mit internationalen Partnern.

DP World: Vorreiterrolle bei Dekarbonisierung
Den Mercedes-Benz GenH2 Truck setzt Wiedmann & Winz für seinen Kunden DP World im klimafreundlichen Kombinierten Verkehr ein. Das Fahrzeug wird für den weltweit tätigen Anbieter von End-to-End-Supply-Chain-Lösungen, DP World, Seecontainer von dem trimodalen Inlandterminal DP World Germersheim in der Pfalz zu Kunden in Süddeutschland und im benachbarten Ausland transportieren – und zurück. Die Verantwortlichen bei DP World sehen den Wasserstoff-Lkw als ideales Verbindungsstück zur Schiene und Wasserstraße an, sind so doch komplett CO2-neutrale Lieferketten möglich. „Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit unserem Logistikdienstleister Wiedmann & Winz eine Vorreiterrolle bei der Dekarbonisierung des Güterverkehrs zu spielen“, sagt Jens Langer, VP-Inland-Germany, Netherlands, Belgium & Bulgaria bei DP World. Gemeinsam könne man so unter Beweis stellen, dass Klimaschutz für Logistiker nicht nur ein Lippenbekenntnis ist. „DP World arbeitet daran die nachhaltige Effizienz End-zu-End
durch die ganze Supply Chain zu maximieren. Der Einsatz von Wasserstoff-Lkw ist in dieser Hinsicht neben der weiteren Elektrifizierung von Anlagen, der Versorgung mit erneuerbarem Strom, dem Einsatz der Elektro-Lkw und der CO2-Kompensation ein wichtiger neuer Fortschritt.“

Flexibel einsetzbar wie ein Diesel-Lkw
Ein Tankstopp lässt sich jederzeit leicht einplanen. Denn eine geeignete Tankstelle für flüssigen Wasserstoff – wie der GenH2 Truck ihn für seine zwei Tanks bezieht – liegt nur wenige Kilometer vom DP World-Terminal Germersheim entfernt im Entwicklungs- und Versuchszentrum von Daimler Truck in Wörth. Aufgrund der höheren Energiedichte des Flüssigwasserstoffs, der bei minus 253 Grad Celsius tiefkalt getankt wird, sind sehr hohe Reichweiten von 1.000 und mehr Kilometer möglich. Das haben Test- und Entwicklungsfahrten von Daimler Truck gezeigt. Weil große Strecken mit einer Tankfüllung möglich sind, die Betankung kaum länger als beim Verbrenner dauert und es im Gegensatz zum Elektro-Lkw keinerlei Einschränkungen bei der Nutzlast gibt, ist der Wasserstoff- dem Diesel-Lkw in vielerlei Hinsicht ebenbürtig. Bei einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen ist eine Zuladung von 25 Tonnen möglich. An Bord ist ein Brennstoffzellensystem aus dem Hause cellcentric, das insgesamt 300 kW Energie
liefert, eine Batterie zusätzlich zeitlich begrenzt bis zu 400 kW. Die beiden Edelstahltanks fassen zusammen 88 Kilogramm Wasserstoff, das Tanken soll nach Daimler Truck-Angaben nicht länger als 10 bis 15 Minuten dauern.

Politik muss Branche bei Transformation unterstützen
Damit Null-Emissions-Fahrzeuge in größerer Zahl auf die Straße kommen, braucht es nach Überzeugung der Wiedmann & Winz-Verantwortlichen eine größere Entschlossenheit der Politik. Benötigt werden wie erwähnt entsprechende Stromleistungen und Ladesäulen für Elektro-Lkw sowie ein europaweites Netz an Wasserstoff-Tankstellen und Energie-Partnerschaften. Firmenchef Dr. Micha Lege wirbt ferner mit Vehemenz für eine Unterstützung der Transport- und Logistikbranche in der Anfangsphase der Transformation. „Ohne Fördermittel in der Anfangsphase sind die hohen Investitionen nicht zu stemmen – erst recht nicht in der angespannten wirtschaftlichen Lage“, sagt er. Die Politik habe mit dem KsNI-Förderprogramm den Weg für die Antriebswende bereitet, den Start dann aber verstolpert, indem die Fördermittel dem Rotstift zum Opfer fielen. Bei der Antriebswende als dem zentralen Thema für die gesamte Transport- und Logistikbranche würde sich Wiedmann & Winz-Geschäftsführer Dr. Lege auch einen
Schulterschluss aller Akteure wünschen: Zulieferer, Hersteller, Logistikunternehmen und Politik müssten an einem Strang ziehen, damit die Transformation eine Erfolgsgeschichte wird.

Das Unternehmen
Die Wiedmann & Winz GmbH aus Geislingen/Steige ist mit rund 100 eigenen Lkw im europäischen Landverkehr sowie in der Kontraktlogistik tätig. An neun Standorten im In- und Ausland beschäftigt das 1941 von Hugo Wiedmann in Bad Überkingen gegründete und heute in dritter Generation von Dr. Micha Lege und Dr. Andreas Bühler geführte Unternehmen mehr als 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In der Kontraktlogistik hält der Mittelständler rund 70.000 Quadratmeter Lagerfläche vor. Er ist für eine Vielzahl an Branchen aktiv – etwa für die Automobilindustrie, den Maschinen- und Anlagenbau sowie für die Konsumgüter- und Chemiebranche.

 

(Bild: Daimler Truck AG. Quelle: Wiedmann & Winz GmbH)