11.12.2024 11:51 Uhr
Um die medizinische Versorgung älterer Menschen gezielt voranzubringen, beschloss das Land Baden-Württemberg Ende der 1980er-Jahre ein Geriatrie-Konzept. Es sah vor, in jedem Stadt- und Landkreis einen Geriatrischen Schwerpunkt (GSP) einzurichten, angesiedelt an einem Akutkrankenhaus. Im Landkreis Göppingen war es 1994 so weit. Im Mai jenes Jahres fand in der Klinik am Eichert die konstituierende Sitzung statt, im November 1994 wurde dann am „Geriatrischen Schwerpunkt des Landkreises Göppingen“ mit der Arbeit begonnen.
30 Jahre ist das her und das Thema ist heute so präsent und drängend wie zu Beginn. „Unser primäres Ziel ist es, die Selbstständigkeit geriatrischer Patienten zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen, damit sie auch nach einem Krankenhausaufenthalt in ihre vertraute häusliche Umgebung zurückkehren können“, sagt der medizinische Leiter des GSP, Dr. Dionyz Bajtay, und ergänzt: „Mit dieser Aufgabenstellung ist der GSP vor 30 Jahre in Göppingen gestartet, daran hat sich nichts geändert.“
Konstant geblieben ist auch der interdisziplinäre Ansatz. Zum Team gehören von Beginn an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Ärztlichem Dienst, Pflegedienst, Ergotherapie, Sozialdienst und Verwaltung. Durch diesen „Berufe-Mix“ werden die sehr unterschiedlichen Aspekte der geriatrischen Versorgung bestens abgedeckt. Lediglich der Personalschlüssel hat sich etwas erhöht. „Begonnen hat der GSP mit vier Stellen, heute sind es sechs, verteilt auf acht Köpfe“, so Dr. Bajtay, der im Jahr 2005 die Leitung der Einrichtung übernommen hat.
Die Stellenerhöhung war dringend notwendig, denn die Zahl der betreuten Patienten hat sich stark erhöht. Waren es in den 90ern etwa 300 Konsile pro Jahr, stieg die Zahl in den Nullern auf über 1500. Und es wurden schnell noch mehr. Aktuell werden jährlich mehr als 3.000 Patienten betreut.
Diese große Zahl an Konsilen spricht für die wichtige Rolle, die den Geriatrischen Schwerpunkten in Baden-Württemberg zukommt. „Das Geriatrie-Konzept und die Einrichtung der Geriatrischen Schwerpunkte hat dafür gesorgt, dass die Geriatrie als medizinischer Fachbereich mehr in den Fokus gerückt ist. Heute wird die Arbeit am älteren Patienten mehr denn je gebraucht – auch zur Entlastung der Fachabteilungen in den Kliniken“, sagt Dr. Ingo Hüttner, Medizinischer Geschäftsführer des ALB FILS KLINIKUMS. Mittlerweile kommt die Klientel des GSP aus allen medizinischen Fachbereichen.
Durch die hohe Patientenzahl hat sich die Arbeitsweise des GSP-Teams verändert. „Insgesamt bleibt dadurch natürlich pro Patient weniger Zeit und einzelne Aufgaben, wie etwa Hausbesuche zur Einschätzung der häuslichen Situation, sind weggefallen“, so GSP Oberärztin Andrea Müller, die bereits seit 1999 im Geriatrischen Schwerpunkt Göppingen beschäftigt ist. Während in den Anfangsjahren die Beratung der Patienten und die Vermittlung von Hilfen nach dem Krankenhausaufenthalt den Schwerpunkt der Arbeit bildeten, sind es inzwischen mehr diagnostische und therapeutische Leistungen. Auch der Zugang zu den Patienten hat sich geändert. Wurde früher das Team erst nach gezielter Aufforderung durch Ärzte oder Pflegekräfte tätig, werden heute bereits bei der Aufnahme die Patienten, bei denen eine geriatrische Betreuung notwendig werden könnte, herausgefiltert und an den GPS gemeldet. „Das heißt, wir sehen heutzutage einen Großteil der Patienten ab 70 Jahren“, so Oberärztin Müller. Was aber nicht bedeutet, dass dann auch alle die Hilfe des GSP benötigen.
Dieses schnelle und frühzeitige Einschalten des GSP sorgt dafür, dass, wenn nötig, bei der Entlassung des Patienten in der Regel alles vorbereitet ist – das heißt Reha-Anträge sind gestellt, ambulante Dienste informiert, nötige Hilfsmittel organisiert. „Dabei hilft uns die gute und über die Jahre stabil gewachsene Vernetzung innerhalb des Landkreises“, sagt GSP-Leiter Dr. Bajtay. Sozialstationen, ambulante Pflegedienste, Hausärzte, Pflegeheime, Reha-Einrichtungen und Krankenkassen sind in den Geriatrischen Schwerpunkt involviert und bilden ein starkes Netzwerk – auch das war im Geriatrie-Konzept so vorgesehen und wurde bis heute konsequent umgesetzt. Dr. Bajtay: „Die demografische Entwicklung zeigt es deutlich – die Geriatrischen Schwerpunkte werden auch weiterhin gebraucht.“
(Quelle/Bild: Alb Fils Klinikum)
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